In diesem Jahr ist es ein schönes kleines Trüppchen welches das Horsemountain Chapter an die Magic Bike nach Rüdesheim sendet. Als ich von der Nordumfahrung in die A1 einschwenke, machen vor mir drei Harleys dasselbe von der Westumfahrung her. Schnell realisiere ich, dass ich diese Biker doch kenne. Es sind nämlich Peter mit Angie, Herbert und Walter. So fahren wir das letzte Stück zusammen zu unserem Treffpunkt, dem Fressbalken in Würenlos. Hier erwarten uns bereits Raymond und Maja. Nun fehlt noch Charly zur Komplettierung unserer Reisegruppe nach Rüdesheim. Schon nach kurzer Zeit fährt auch Charly vor und gesellt sich zu uns. Wir alle kennen die schlechten Prognosen, welche uns die Meteorologen in Aussicht gestellt haben. Nun werden Apps miteinander verglichen, um zu schauen, ob denn wirklich der liebe Petrus so gegen uns ist. Ja, es gibt wirklich nichts zu beschönigen, Gewitterzelle nach Gewitterzelle jagt gegen Nordosten das Rheintal hoch. So entscheiden wir zwei wichtige Punkte. Erstens, wir entscheiden auf der deutschen Autobahn Richtung Karlsruhe zu fahren und nicht auf der französischen Seite dem Rhein entlang. Und zweitens, wir ziehen unsere Regenkombis gleich hier schon an, denn spätestens in der Nähe von Basel wird uns der Regen erreichen. So fahren wir in unseren farbenfrohen Regendresses los und jeder denkt wahrscheinlich, was denn da für Pessimisten unterwegs sind. Aber egal, immer vorwärts Rüdesheim entgegen. In Rheinfelden verlassen wir die Autobahn und tanken nochmals auf bevor wir schliesslich die Schweiz hinter uns lassen. Nach etwa 40 Kilometer auf der deutschen Autobahn fährt Charly auf einen Rastplatz und ein Teil von uns entledigt sich der Regenjacken, denn es sieht im Moment so gar nicht nach Regen aus. Ich öffne nur etwas den Reissverschluss meiner Jacke und sehe nun während dem Fahren wie das Michelin-Männchen aus, das mich nun der Fahrtwind regelrecht aufbläst. Ich denke, dass ich noch frohlocken kann, wenn ich einfach meinen Reissverschluss wieder schliessen kann, während die Anderen anhalten müssen und ihre Regenjacken wieder hervorkramen und anziehen müssen. Als wir so Richtung Sinzheim fahren verdüstert sich der Himmel und es riecht nach Regen. Zum Glück für den Rest der Truppe gibt es genau hier einen Rastplatz mit Restaurant und da sowieso Mittagszeit ist, steuert Charly diesen an. So bringt er mich um meinen Triumph. Aber ich kann meinen kleinen Hunger und meinen grossen Durst stillen, das ist auch was wert. Auf der Weiterfahrtverzichten wir dann alle auf die Regenhaut, denn nun sieht es gar nicht mehr nach Regen aus. Sollten wir tatsächlich trocken Rüdesheim erreichen können? Wir alle wagen es nicht dies zu erwarten, aber natürlich insgeheim hoffen wir es alle. Kurz vor Bingen treffen uns dann einige dicke fette Regentropfen, aber das ist auch schon alles. Also rasch in Bingen abfahren, hindurch und rauf auf die Fähre. So rasch waren wir noch gar nie auf der Fähre, ranfahren, rauffahren, zahlen und rüber. So kommen wir tatsächlich trocken in unserer Unterkunft an. Rasch Zimmer beziehen und runter zum ersten Bier. Und wir dürfen nun auch Marianne in unserer Runde begrüssen, sie ist mit dem Auto angereist. Nach kurzer Zeit müssen wir jedoch unter das Dach zügeln, denn nun geht ein kleines Gewitter über Rüdesheim nieder. Das war es dann auch mit dem Regen. Vor dem Essen gehen wir noch eine Runde drehen auf dem Eventgelände. Heute Abend gibt sich Chris von Rohr und seine Männer von „Krokus“ die Ehre. Die Jungspunde unter uns stehen dann, nach dem Essen, im Festzelt in der ersten Reihe, während wir etwas Verantwortungsvolleren unser verbleibenden Hörpegel schonen und von draussen die Sache begutachten.
Raymond hatte vor einiger Zeit den Wunsch geäussert, nach Andernach zum welthöchsten Kaltwassergeysir zu fahren. Und wie Charly so ist, er registriert es und ist bereits in Gedanken an der Routenplanung. So nehmen wir heute Freitag gemeinsam den Weg nach Andernach unter die Räder. Einige Baustellen stellen sich uns in den Weg, doch wir lassen uns nicht verdriessen. Das Lichtsignal in Koblenz zerrt dann doch arg an den Nerven. Wie kann ein Verkehrsplaner so etwas planen. Wahrscheinlich liegt hier wieder mal ein Kommafehler vor, statt 1,5 Minuten dauert die Grünphase nur geschätzte 1,5 Sekunden. Auf jeden Fall nicht viel länger. Aber wir erreichen schliesslich dennoch Andernach und begeben uns frohen Mutes zum Infocenter um für ein Ticket zu löhnen. Doch da wird uns ein dicker schwarzer Strich durch unsere Planung gemacht. Ausverkauft. Und zwei Stunden auf die nächste Livevorstellung wollen wir nicht warten. So löschen wir unseren Durst an der Beach am Rheinufer. Ist doch auch was wert. Denn Durst ist weit schlimmer als den Geysir nicht zu sehen. Auf dem Rückweg zu unseren Bikes besichtigen wir noch eine ehemalige Zollstation und machen uns schliesslich auf den Rückweg. Wieder müssen einige Baustellen erdulden, aber heute hält uns nichts auf. „Gring abe, u fahre“. Kurz vor Rüdesheim fahren wir dann an einen Unfall und müssen wenden und auf einem anderen Weg zurückfahren. Solche Momente lassen dich einen Augenblick innehalten und es wird dir bewusst, dass Freude und Leid sehr nahe beieinander liegen können. Insbesondere, da auch Raymond, von einem ungeduldigen Idioten bei unserer Suche nach einem Restaurant beinahe abgeschossen wird. Wir erreichen schliesslich wohlbehalten Rüdesheim und fahren sozusagen mitten durch Rüdesheim zu unserer Unterkunft. Auch mal geil. Nach dem Essen pilgern wir wieder zum Eventgelände, wo durch den Bass der Rammstein-Cover-Band das Essen im Magen nochmals kräftig durchgewalkt wird. Und beim Queren des Platzes vor dem Hauptzelteingang darf man nicht in Panik verfallen, so mitten im Gedränge. Aber ein feines Eis danach, so mitten in der Nacht entschädigt uns für vieles.
Seit Jahren schaue ich nun schon jeden Abend rüber, habe schon unzählige Fotos geschossen und nun wollte ich sie auch einmal von Nahem sehen. Die Rochuskapelle in Bingen. Dies bedeutet mal ein Tag ohne Bike. Maja und Raymond sowie Peter und Angie schliessen sich mir nach dem Frühstück an. Mal auf die andere Seite rüber und etwas Kultur erleben. So machen wir uns auf den Weg zur Fähre, zur Abwechslung mal zu Fuss. Drüben angekommen suchen wir gemeinsam den besten Weg auf den Hügel mit der Rochuskapelle. Auch wenn der Weg ein Grossteil im Wald verläuft, so geht es halt die meiste Zeit bergwärts. Doch der atemberaubende Anblick oben entschädigt uns für den atemraubenden Aufstieg. Und wir haben Glück, denn eigentlich hat die Kapelle nur während den Gottesdiensten geöffnet. Da sich jedoch eine Gruppe Gläubiger die Kapelle zeigen lässt, können auch wir den hinteren Teil der Kapelle betreten und so einen Blick ins Innere werfen. So von Nahem betrachtet ist die Kapelle viel imposanter als vom Rüdesheimer Ufer aus. Wir gehen noch einige Schritte durch den kleinen Park und haben nun einen schönen Ausblick auf den Rhein. Dort geniessen wir die kleine Auszeit hier oben in dieser Stille. Schliesslich machen wir uns langsam an den Abstieg und sollten wir nochmals zur Rochuskapelle pilgern, wissen wir nun den kürzesten Weg. Unten angekommen wollen wir erst mal was trinken, doch das Backhaus lässt nur noch zu, dass wir was kaufen, dann schliesst es. Mitten am Tag? Na gut, wenigstens was bekommen. Wieder in Rüdesheim führt uns unser Weg aufs Eventgelände und zum Bahnhof, wo wir einige Zeit verbringen, denn auch jetzt ist es interessant. Vor allem die sonderbaren Leute die sich da rumtreiben, meistens schwarz gekleidet und mit entsprechend finsterem Blick. Und wir mittendrin, schwarz gekleidet und mit finsterem Blick ;-). Aber Raymond und ich müssen noch unserer im letzten Jahr begonnene Mission weiterführen. Wir müssen noch zum Weinstand auf dem Marktplatz um auf der Liste noch einige Punkte abhaken zu können. So sitzen wir bald auf den Hockern und lassen uns Wein die Kehle runterrieseln. Wir haben jedoch unseren Lieblingswein noch immer nicht gefunden, sodass wir wahrscheinlich im nächsten Jahr weitermachen müssen. Das wird ein harter Aufenthalt im nächsten Jahr, da dann auch noch die Weinwanderung stattfinden wird. Charly und Marianne kommen schliesslich auch noch mit ihren Freunden vorbei, welche sie heute besucht haben. Nach dem Nachtessen treffen wir uns schliesslich alle wieder an unserem alljährlichen Standort zum legendären Magic-Bike-Rüdesheim-Feuerwerk. Und wir werden nicht enttäuscht.
Kaum zu glauben, aber schon wieder Sonntag. Es heisst wieder Abschied nehmen. Abschied von der Magic Bike. Abschied von Rüdesheim. Abschied von Marianne, die nach Norden fährt. Abschied von Peter und Angie, von Raymond und Maja und auch von Herbert und Walter. Sie werden nach Süden in die Heimat fahren. Somit bleiben noch Charly und ich. Wir werden nach Westen fahren, denn wir werden noch einige Tage in Luxembourg verbringen. Die Magic Bike Rüdesheim 2019 ist nun auch Geschichte, aber die Magic Bike Rüdesheim 2020 kommt bestimmt. So hoffe ich wenigstens.
Danke an alle, die an diesem wiederum unvergesslich lange Wochenende mit dabei gewesen sind.
Rolf