Was sich einmal daraus entwickelt als wir uns im Sommer entschlossen an unserer Saisonschluss-Ausfahrt ins Allgäu zu fahren, habe wir uns natürlich nicht träumen lassen. Ich erinnerte mich damals an den legendären „Free Willi Run“ in Wolfegg und hatte deshalb das Allgäu vorgeschlagen. Unsere „jungen“ Member sollten auch die Gelegenheit erhalten, zu sehen wo wir „Alten“ uns früher herumgetrieben hatten. Ausserdem hatte ich das Allgäu als wunderbares Gebiet in Erinnerung und es lag ja eigentlich praktisch vor unserer Haustüre.
Um an den Treffpunkt Ricken zu gelangen, fahre ich erst nach Bauma. Dort warten nämlich Raymond und Maja auf mich und gemeinsam machen wir uns auf das erste Teilstück unseres Allgäu-Trips. Übrigens bei wunderbarem Wetter, was mindestens bis Sonntag anhalten soll. Vor Ricken beim Tanken fahren dann auch Röbi mit Babs sowie Herbert vor. Kein Wunder, denn im „Tagesbefehl“ von Charly stand, dass man mit gefülltem Tank am Treffpunkt erscheinen soll. Bei der Kirche von Ricken treffen dann nach und nach auch noch die übrigen Mitreisenden ein. Charly mit Marianne, Caspar mit Loida, sowie Walti, und natürlich die vorher erwähnten. Kurz vor zehn machen wir uns so zu elft auf sieben Bikes auf den Weg. Denn unsere Truppe ist noch lange nicht vollständig. Über Wattwil fahren wir schliesslich den Hemberg hoch um ins Appenzellerland zu gelangen. Auch so ein Gebiet, dass eigentlich zu kurz kommt. Das Appenzellerland ist ein wunderschönes Gebiet mit vielen kleinen wenig befahrenen Strassen. Der einzige Nachteil, die Strassen sind manchmal, in wahrsten Sinne des Wortes, etwas verschissen... Entschuldigung, aber das sollte noch Folgen haben. Vorbei an Hundwil, Stein und Teufen fahren wir nach Trogen, wo wir noch eine kleine Sightseeingtour machen und setzen dann aber unsere Fahrt auf der richtigen Strasse fort. Von der Landschaft her sind das Appenzellerland und das Allgäu ziemlich nahe verwandt. Sanfte Hügel mit wunderbaren kurvigen Strassen. Über Wald erreiche wir schliesslich Schachen bei Reute. Hier scheint vor kurzem ein Alpabtrieb stattgefunden zu haben. Denn die Strassen sind frisch abgespritzt und in der Luft liegt jener typische, würzige, landwirtschaftlich Geruch. Bei der Talfahrt nach Reute passiert dann die Scheisse. Auf der Mischung aus eben jener und dem Wasser der Strassenreinigung kommt das Heck von Walti‘s Bike ins Rutschen und überholt ihn. So kommt er leider zu Sturz. Ihm selber passiert zwar nichts, aber sein Bike kriegt doch die eine oder andere teure Schramme ab. So entschliesst sich Walti, schweren Herzens, noch bis zum Mittagshalt mitzufahren und dann die Heimreise anzutreten. Natürlich finden wir das alle schade, verstehen ihn jedoch vollkommen. So nehmen wir die letzte Viertelstunde bis zum Halt in Angriff. Beim Restaurant Habsburg in Widnau warten Peter und Susi bereits auf uns. Nach unserem mittägliche Mahl überqueren wir dann leider ohne Walti, dafür nun mit Peter und Susi, die nahe Grenze nach Österreich. Durch den Bregenzerwald fahren wir den höchsten deutschen Pass an, den Riedbergpass. Nun ja, was soll ich sagen, etwas ungewohnt, irgendwie kommt auf dieser Passstrasse nicht das eigentliche Passfeeling auf. Nun ist es Zeit, sich nach Norden zu wenden. An Sonthofen vorbei erreichen wir Immenstadt und fahren kurz danach am Alpsee vorbei. Über Sibratshofen und Ebratshofen erreichen wir unser nächstes Ziel, K+M Harley World in Staudach bei Wangen, dem Dealer des Allgäu Chapter. Hier treffen wir auch auf Arno, der morgen unser Road-Captain sein wird. Eine coole Sache finde ich den Hystoric-Stadl, erinnert fast ein wenig an den Gründungsstadl von Harley. Nach ausgiebigem Shopping nehmen wir schliesslich den Rest des Weges bis nach Kisslegg unter die Räder. Nach der Begrüssung von Gerda, die mit dem Auto angereist ist, dem Bezug der Zimmer im Ochsen und ausgiebigem Duschen finden wir uns schliesslich alle wohlriechend im Biergarten im Innenhof des Ochsen wieder ein und endlich gibt es ein Hefeweizen. So nach und nach finden sich auch immer mehr Member des Allgäu Chapter bei uns ein, denn heute ist ein gemeinsames Nachtessen geplant. Schon bald müssen wir an einen grösseren Tisch wechseln und es herrscht von Anfang an eine entspannte fröhlich Stimmung. Ich habe das Gefühl als ob ich diese Leute schon immer gekannt habe. Wir wären wahrscheinlich noch die ganze Zeit draussen gesessen, hätte uns die Bedienung nicht aufgefordert doch bitte nach drinnen zum Essen zu kommen. So setzen sich die Gespräche einfach drinnen beim Essen weiter, einzig während des Essens wird es kurz ein wenig stiller. Viel zu rasch endet dieser Abend.
Sonntagmorgen, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Gegen 10.00 Uhr verlassen wir den Innenhof des Ochsen, wo wir unsere Bikes für die Nacht geparkt hatten. Vor dem Ochsen erwarten uns schon etliche Bikes mit ihren stolzen Besitzern. Zum Schluss stehen 26 Bikes vor dem Ochsen, die meisten schön in Reih‘ und Glied parkiert. Und es herrscht bereits eine ausgelassene Stimmung. Dann geht es unter dem Lead von Arno los. Er instruiert uns alle vorher nochmals kurz und schon stampft die V2-Meute los. Eine Meute bunt gemischt aus Allgäu Chapter, Rhein Area Chapter (die Zwei machen Ferien in der Gegnd und haben sich entschlossen mit uns zusammen auszureiten) und Horsemountain Chapter. Wir verlassen Kisslegg in Richtung Leutkirch. Arno führt uns durch die wunderbare Allgäuer Landschaft über Isny, Maierhofen und Röthenbach. Nach Oberstaufen erreichen wir schliesslich Sulzberg. Der Weg bis hierhin führte uns in einem grosszügigen Zickzack über wunderschöne Strassen und Strässchen des Allgäus und von Vorarlberg. Hier legen wir P+R-Pause eingelegt wird. Eine Pinkel- und Rauchpause. Und diejenigen, die nichts in der Hand halten müssen, gönnen sich ein Eis. Bei unserer Weiterfahrt kommen wir nach Eschau und Hintergschwend wieder auf Bayrischen Boden um ihn nach einem Schwenker über Scheidegg gleich wieder zu verlassen. Hier zeigt sich wieder der Vorteil der offenen Grenzen, nicht vorstellbar, wir hätten an jedem Übergang unsere Ausweise zücken müssen. Da wären wir heute noch unterwegs. Nach Lützelreute erreichen wir schliesslich Eichenberg. Im Restaurant Schönblick haben wir Zeit für Kaffee und Kuchen oder eine feine Gulaschsuppe. Wie der Name Schönblick schon sagt, hat man von hier oben einen schönen Blick auf den Bodensee. Leider ist es heute ein wenig neblig, so dass wir das Schwäbische Meer mehr erahnen müssen. Nichts desto trotz geniessen wir den Blick von hier oben. Nach dem Gruppenbild geht unsere Fahrt hinunter nach Lochau. Immer wieder ändern wir unsere Richtung, mal Osten mal Westen, aber die Gesamtrichtung ist immer nordwärts. So kommen wir an Hohenweiler, Hergesweiler, Neuravensburg und Neukirch vorbei, bevor wir Tettnang erreichen. Nach Meckenbeuren und Hefigkofen erreichen wir Höchsten. Einen wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf die wunderbare Bergwelt der Schweiz. Durch kleine Röhrchen könnte man unter anderen den Säntis, den Pilatus oder Vrenelis Gärtli sehen. Könnte man, doch der neblige Dunst macht uns da einen Strich durch die Rechnung. Aber wir können uns mit einem Eis drüber hinweg trösten. Bevor wir weiterfahren, ruft uns Arno kurz zusammen und erklärt uns, dass wegen der schon etwas fortgeschrittenen Zeit die Tour nun mehr oder weniger direkt nach Kisslegg zurückführt. So trennen sich hier die Wege von uns und einigen Allgäuern, die nicht extra nach Kisslegg fahren, um dann den Weg wieder zrückzufahren. Arno führt uns dann über Zussdorf, Ringweiler und Ravensburg nach Kisslegg zurück bis vor unser Hotel. Eine wunderschöne Tour ist zu Ende. Eine Tour, die uns an Orte führte wo kaum einer von uns Horsemountaineers sonst hingekommen wäre. Eine Tour, auf der auch Gerda mal wieder auf ihre Kosten kam, konnte sie doch die Fahrt als Sozia von Arno mitmachen. Ihr lachendes Gesicht für den Rest des Tages erübrigt die Frage, ob es ihr gefallen habe. Nach Duschen und Weizenbier im Biergarten startet unser Allgäuer Abend. Uns erwartet ein 4-Gang Menü mit Allgäuer Spezialitäten. Wie unkompliziert hier alles ist, zeigt sich auch hier. Ohne Probleme werden uns, auf Anregung von Mr. Käsespätzle Caspar, zusätzlich Käsespätzle serviert. Nach einigen Schnäpschen und dem einen oder andern Spass auf meine Kosten von Seiten Raymonds beschliessen wir den heutigen ereignisreichen Tag. Trotz des vielen Sellerie den ich essen musste, verbringe ich eine ruhige Nacht.
Montagmorgen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt wunderbares Herbstwetter. Eigentlich hatten die Wetterpropheten schlechtes Wetter vorausgesagt. Aber wir haben es natürlich so lieber. Von Gerda müssen wir uns hier wieder verabschieden. Auf unserer Heimfahrt kommen wir zu Beginn an einigen Orten vorbei, die uns bekannt vorkommen. Wie etwa Röthebach oder Sulzberg. Doch gleich danach schwenken wir nach links weg und fahren via Krumbach, Hittisau und Mellau nach Damüls. Hier beginnt der Anstieg zum Furkajoch. Oben angekommen legen wir unseren Mittagshalt ein. Bei Käsekrainer, Gulaschsuppe oder Wienerli lassen wir es uns eine Weile gutgehen und geniessen den fantastischen Blick von hier oben. Doch einmal müssen wir unsere Motoren wieder starten. Wir machen gleich hier oben die Tschüssrunde, denn im Tal unten werden wir uns nach und nach in alle Winde zerstreuen. In Rankweil sind Peter, Susi, Raymond und Maja dann die ersten die uns verlassen, sie werden nach dem Rheintal noch über die Schwägalp fahren. Ihnen folgen nach Ruggell Charly mit Marianne und Röbi mit Babs, welche über die Autobahn heimwärts streben. Übrig bleiben Caspar mit Loida, Herbert und ich. Wir fahren ohne Autobahn über das Toggenburg und schliessen den Kreis vor der Kirche in Ricken, wo wir uns am Samstag auch alle getroffen haben. Von hier weg muss jeder von uns selber nach Hause finden.
Was mit der Planung eines verlängerten Weekends im Allgäu im Sommer begonnen hatte, endete im Herbst mit einem unvergesslichen Wochenende mit vielen neuen Freunden. Dass Charly und Franz sich im Vorfeld kennengelernt hatten war Schicksal und musste einfach so sein. Und dass Arno sich so spontan bereit erklärt hat eine Tour zu organisieren war einfach grossartig. Wir alle danken dem Allgäu Chapter, wir haben unvergessliche Tage im Allgäu verbracht und ihr seid ein entscheidender Teil davon gewesen. Vom ersten Augenblick an haben wir uns in eurer Mitte wohlgefühlt. Vielen herzlichen Dank und auf ein baldiges Wiedersehen.
Und einen Dank auch an Charly, der das Ganze eingefädelt hat und die Reiseleitung machte.
Rolf