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Kurvenfahrkurs DrivingGraubünden 04.05.2013
Bericht / Fotos : Rolf und Charly
Nicht dass wir bisher keine Kurven fahren konnten. Auch wenn unsere Bikes eigentlich für lange Fahrten auf endlosen amerikanischen Highways konzipiert worden sind, so kommen wir Berglandbewohner halt nicht drumherum auch mal die eine oder andere Kurve zu fahren. Und schliesslich macht doch auch gerade unsere „krummen“ Strassen den Reiz des Motorradfahrens in Europa aus. So finden wir uns also am Samstag zusammen um den letzten Schliff in Sachen Kurvenfahren zu erhalten.
Doch wenn es nur nicht so verdammt (Entschuldigung!) früh losgehen würde in Cazis. 08.00 Uhr bedeutet, dass ich um 06.00 zu Hause losfahren muss. Schliesslich will ich nicht hetzen und ein bisschen Spielraum muss ja auch noch sein. Das heisst 05.00 Uhr aufstehen, duschen, Morgenessen, das Bike hervorkramen und losfahren. Ziemlich früh für einen Samstag und eine Sache die man freiwillig machen will. So kommt es, dass schliesslich Caspar, Raymond, Maja und ich schon am Freitagabend losfahren wollen und die Nacht durchfahren wollen um rechtzeitig dort zu sein. Quatsch, natürlich nicht. Wir wollen in der Nähe von Cazis einen gemütlichen Abend verbringen, gut essen, laaaange schlafen und frisch am Ort des Geschehens erscheinen. Schliesslich schliessen sich auch noch Peter und Georg unserer Vorhut ins Bündnerland an. Wir treffen uns im Glarnerland und nehmen bei ziemlich feuchter Witterung die Strasse nach Summaprada unter die Räder, wo wir im Hotel Reich übernachten wollen. Ausser Regen ist von dieser Fahrt eigentlich nichts zu berichten. Wir beziehen unsere Zimmer und treffen uns schliesslich an der Bar zum wohlverdienten Bier danach. Auf der Speisekarte werden wir alle rasch fündig. Gleich sieben heisse Steine stehen schliesslich auf unserem Tisch. Vor allem das Känguru(h) findet reissenden Absatz. Ist schon gemütlich so sein Stück Fleisch selber genau nach seinem Gusto zuzubereiten. Nach Dessert und einer Gesangsvorführung eines Bündner Gospelchors ziehen uns unsere Kopfkissen magisch an und es kehrt Ruhe ein.
Nach ruhiger, angenehm entspannter Nacht, sind meine ersten Gedanken nach dem Aufwachen bei meinen Kameraden, die nun unterwegs zu uns sind. Die armen Kerle müssen nun auf dem Bock hocken, während wir entspannt unser Frühstück geniessen. Frisch gestärkt und gut gelaunt machen wir uns auf den kurzen Weg zum DrivingGraubünden. Nach dem Anmelden und einer kurzen Info, kommen wir in den Genuss einer kurzen Info und ziehen dann mit Beat Bislin, „unserem neuen“ Instruktor los. Unser bisheriger, langjähriger Instruktor hat uns wegen ein paar Damen sitzen lassen. Aber so sind sie halt die jungen Männer, kaum melden sich einige Ladies für einen Fahrkurs an, schon ist das Horsemountain Chapter abgeschrieben. Aber das soll jetzt nicht heissen, dass wir mit Beat nicht zufrieden sind. Nach einem ersten theoretischen Teil geht es auf der Strasse los. Jeder von uns muss/darf mal vor Beat fahren und wird dabei gefilmt. Immer nach einigen Kurven winkt Beat den Nächsten nach vorne. Nach meiner nicht gewollten Stunteinlage mit angedeutetem Highsider, ist mein Bedarf an Action erst einmal gedeckt. Zurück zum Gelände erhalten wir freie Fahrt, jedoch nicht ganz ohne Beobachtung. Aus dem Hinterhalt werden wir von Beat dann in einer Passage heimlich gefilmt, also eine „Candid Camera“ in den Bergen. Zurück auf dem Gelände erhalten wir nochmals einen Theorieteil und dann kommt unser Roadmovie zur Aufführung. Schon komisch sich selber zu beobachten, besonders wenn man dabei noch Mist baut. So sieht das also aus, wenn man hinter mir her fährt. Na ja… Die Zeit vor dem Mittagsessen nutzen wir um vom Meister zu lernen. Jeder von uns fährt einen Teil der Strecke hinter Beat her, sozusagen auf seinen Spuren. So können wir genau seine Linie übernehmen. Ich merke rasch, dass er eine ganz andere Linie fährt als ich so sonst fahren würde. So kommen wir schliesslich mit knurrenden Mägen zurück ins Zentrum, wo wir ein feines Mittagessen mit Salat und Dessert serviert erhalten.
Der Mittag beginnt gleich auf der Strasse. Wir fahren jedoch zu einem anderen Übungsplatz. Dieses Mal die Strasse nach Tschappina hinauf. Wieder fährt jeder ein Stück vor Beat her, während er wieder Videoaufzeichnungen macht. Nach meinem Part muss ich erst einmal eine Runde auslassen und Verschnaufen. Nach einigen Minuten der Besinnung und Besammlung folge ich schliesslich den Andern den Berg hoch. Und da kommen sie mir auch schon entgegen und das verlorene Schaf findet seine Herde wieder. Wir können nun wieder frei bis zur Kirche hoch rauf und runter fahren und so an unserem Fahrstil feilen. Auch können wir als Passagier von Beat auf dem eigenen Bike oder mit Beats Bike oder ganz alleine, jede erdenkliche Kombination ist möglich. Nachdem wir uns alle sattgefahren haben, führt uns Beat zum nächsten Arbeitsplatz, einer schmalen Betonpiste im Wald. Leider fängt es genau hier an in Strömen zu giessen. Beat und Peter fahren vor und wir müssen in kurzen Abständen folgen. Was soll ich sagen, ALLES Raser. Beat zeigt uns mit diesem Experiment wie schnell man zu schnell ist und seine Geschwindigkeit nicht den örtlichen Verhältnissen anpasst, wie es so schön heisst. Nach der Manöverkritik heisst es so langsam zurück aufs Gelände. Natürlich nicht ohne nochmals eine Lektion einzubauen. Was geschehen kann, wenn man um eine Kurve kommt und ein Heuwagen steht auf der Strasse oder ein Lastwagen hat seine Ladung verloren, brauche ich hier nicht zu schildern. Wie schnell man aber in solch eine Situation geraten kann, zeigt der kleine Test von Beat, der sich mit Charly nach einer Kurve bei einer kleinen Einmündung postiert hat. Jeder von uns wäre zu schnell um noch ernsthaft bremsen zu können. Wenn man aber hinter jeder Kurve eine Gefahr vermutet, dann macht Töff fahren keinen Spass mehr. Jeden nicht einsehbaren Bogen mit 20kmh fahren zu müssen, da kommt nicht so richtig Lust aufs Motorradfahren auf. Den heutigen Ausbildungstag beenden wir mit dem Studium der Videoaufnahmen vom Nachmittag. Bei allen ist ein merklicher Unterschied zur vormittäglichen Fahrt zu sehen. Der krönende Abschluss ist natürlich der Erhalt des Diploms. Jetzt sind wir also diplomierte Kurvenfahrer. Aber nur keinen Übermut aufkommen lassen.
Der Heimweg führt uns über die Autobahn. Genug Kurven gefahren für heute. Wir haben keine Lust noch in den Regen zu kommen und fahren via Autobahn bis zur Raststelle Glarnerland. Dem Walensee entlang beginnt es leicht zu regnen, aber danach ist es auch schon wieder vorbei. Auf der Raststelle stärken wir uns alle nochmals für den restlichen Heimweg und dann ziehen wir in fast alle Himmelsrichtungen davon. Bei Jona komme ich nochmals leicht in den Regen, doch komme ich trotzdem trocken zu Hause an und stelle mein Ross wieder in den Stall.
An dieser Stelle einen herzlich Dank an Beat Bislin, für den abwechslungsreichen lehrreichen Tag in den Büdner Bergen, mit Sichtungen von vereinzelten Cremeschnitten und vielen Gebirgssauen. Auch wenn wir nicht alles umsetzen werden, einiges haben wir schon mitgenommen. Das Geile am Töff fahren sind doch die Schräglagen und die erreicht man nur gefahrlos mit korrekter Kurventechnik. Für das Organisieren des Trainings geht der Dank an Charly und für Caspar gebührt unser Dank für die Auswahl des guten Hotels.
Fahrimpressionen von Charly